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Abschiebung aufs Abstellgleis abschieben

Unter humanitären Gesichtspunkten kann man über Abschiebungen überhaupt nicht streiten. In seltenen Fällen sind sie womöglich angebracht: Leute, die hierher kommen, um Verbrechen zu begehen, sollten wir in der Tat nach Hause schicken. Wenn dort allerdings  drastische Strafen drohen, wird eine Abschiebung unmöglich. Das sind Grenzsituationen, mit denen der Rechtsstaat umgehen muss.

Völlig pervers aber mutet es an, wenn Kinder und Jugendliche, die hier geboren wurden und aufgewachsen sind, nun in „ihrer Heimat“ geschickt werden sollen. Kommt hier ein bürokratisch überformtes Blut-und-Boden-Denken zum Vorschein? Wenn meine Eltern aus dem Land XY stammen, erbe ich dann die genetische Disposition, dieses Land als meine Heimat empfinden zu müssen?

 

Heimat – sagt der Volksmund – ist da, wo das Herz ist. Von DNS ist da nicht die Rede. Und auch die Soziologen knüpfen den Heimat-Begriff eher an soziale Gemeinschaften, Netzwerke, Menschen und persönliche Erfahrungen als an ein Stück Land. Der Raum, in dem jemand lebt, wirkt sicherlich Heimat-bildend; was der Einzelne aber als Heimat versteht, ist sehr individuell.

Gerade deshalb ist es für eine zivilisierte Gesellschaft unverantwortlich, Entscheidungen von Behörden, die das Leben von jungen Menschen völlig verändern können, auf solche antiquierten, ideologisch fundierten und von der zeitgenössischen  Wissenschaft als untauglich und unhaltbar erkannten Konzepte wie „Heimatland“ und „Herkunftsstaat“ zu gründen. Kinder und Jugendliche werden so in jedem Fall Entwurzelung erleben, statt die mit Heimat doch so gerne verknüpfte Geborgenheit.

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