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Glaube Hoffnung Geld

Liebe Freunde und Bekannte,

der Spiegel hat sich ihnen ausführlich gewidmet, den Rettern der Welt und ihrem Feldzug gegen all die Schrecknisse der Menschheit. Da kann man gar nicht ruhig bleiben und zusehen …

Eine neue Religion ist erstanden, und ihre Propheten heißen Clinton und Gore, Soros und Gates. Abgehalfterte Politiker, alternde Spekulanten und Geschäftemacher, die nach eigenem Bekunden “erweckt” wurden und “ihre Bestimmung gefunden haben”. Und nun wollen sie was Gutes tun und den Weltuntergang verhindern. Der neue Kreuzzug gilt dem Klimawandel, Aids, der Armut - kurzum allem, was die Menschheit seit Jahrhunderten quält. Bescheidenheit darf man von diesem Menschenschlag ja wahrlich nicht erwarten. Deshalb reicht es nicht, mal vor der eigenen Türe anzufangen und die naheliegenden, alltäglichen Probleme wegzuräumen, nein es muss gleich die ganze Welt sein.

Das Gutmenschentum erschließt sich damit eine neue Dimension. Jetzt geht es nicht mehr darum, sich nach dem Überreichen einer mehr oder minder üppigen Spende im possierlich anmutenden Folklore-Kostüm mit dankbar dreinblickenden Einheimischen ablichten zu lassen, was Verbundenheit mit der Dritten oder Vierten oder welcher Nummer von Welt auch immer demonstrieren soll. Jetzt wird das Ganze professionell gemanagt: Der Eine-Welt-Laden wird von echten Business-Peoples übernommen, die genau wissen, wie es geht. Nun ist es sicherlich keine schlechte Sache, wenn beispielsweise Bill Gates ein paar von seinen vielen Dollars dafür hergibt, dass Mediziner billige Medikamente gegen Malaria oder andere Seuchen entwickeln, damit die Menschen in den Entwicklungsländern sich solche Arzneien leisten können.

Aber der Anspruch der neuen Weltenretter ist ja weit umfassender, als nur die Mängel des Kapitalismus auszugleichen. Es geht darum, die Menschen zu bekehren, ihnen eine neue und vermeintlich wahre Sicht der Dinge beizubringen. Und da ist Bill Gates natürlich der Richtige. Schon einmal ist es ihm gelungen, der Menschheit ein Produkt aufzuzwingen, das keiner wollte und alle zu hassen gelernt haben: MS Windows. Und jetzt kommt “MS Weltrettung”! Mit genau so vielen Updates und Service Packs wie bei Windows XP? Das kann ja heiter werden!

Wer etwas Gutes tun will, der soll sich um Gottes Willen nicht davon abhalten lassen! Aber wer berechtigt diese Leute eigentlich dazu, die anderen Bewohner dieses Planeten mit ihren quasi-religiösen Wahnvorstellungen und Berufungsphantasien zu behelligen? Wir haben in Jahrhunderte währendem Ringen die Trennung von Religion und staatlicher Macht durchgesetzt; Regierungen müssen von unten, von der Basis her, legitimiert sein und nicht durch “höhere” Eingebung. Wir sollten achtgeben, dass wir den Weltenrettern hier nicht etwas durchgehen lassen, was wir bei gewählten Politikern zu Recht niemals akzeptieren würden.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen/Euch
Michael Bross
aus Sindlingen

Copyright Michael Bross 2007

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