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Der Staat als Plantage

Wer eine Reise tut, der bildet sich bekanntlich. In den letzten Wochen war ich in Portugal, ganz im Süden, wo die ursprünglichen Pinien- und Kiefernwälder riesigen Eukalyptus-Plantagen für die Papiererzeugung weichen mussten. Und Portugal gehört ja zu den Pleitestaaten der EU, die laufend gerettet werden müssen. Irgendwie kommt man da schon auf den Gedanken, dass ein Staat nichts anderes ist als ein großer Wald ... 

Grüne und andere modisch Wertkonservative fordern gerne Generationengerechtigkeit. Und sie reden häufig von Nachhaltigkeit. Unter Rückgriff auf ein uraltes Prinzip der Forstwirtschaft ist es auch einfach, beide Konzepte in einer Definition zusammen zu fassen: Nicht mehr Holz aus dem Wald holen, als nachwachsen kann, damit auch für die Kinder und Enkel noch Wald vorhanden ist.

Schulden machen ist da nicht vorgesehen. Bäume, die noch nicht gewachsen sind, kann man nicht fällen. Und kein Waldbesitzer käme auf die Idee, sich von seinem Nachbarn Holz zu borgen, um den eigenen Wald zu schonen. Damit verschöbe man ein gegenwärtiges Problem in die Zukunft, wenn der Nachbar die geliehenen Hölzer zurückhaben will. Nachhaltig wäre das nicht!

Beim Geld ist es eigentlich nicht anders: Wer Schulden macht, gibt Geld aus, das er noch nicht verdient hat, aber zu verdienen hofft. Wenn der Staat Schulden macht, wird es etwas komplizierter: Der Finanzminister hofft nämlich darauf, dass die Bürger in der Zukunft fleißig arbeiten werden und Geld verdienen, damit er ihnen Steuern abnehmen kann, um die Schulden zu bedienen. Wertschöpfung als Basis jeder Steuer beruht immer auf Arbeit; Schulden sind also eine Anleihe auf Arbeit, die in der Zukunft erst noch geleistet werden muss.

Je weiter man in die Zukunft vorgreift, desto unsicherer ist es, ob die Arbeit, deren Ergebnisse man schon verbraucht hat, überhaupt noch geleistet werden wird. Wer den Gegenwert zukünftiger Arbeit heute verbraucht, belastet in der Tat nachfolgende Generationen. Das gilt, wenn die Objekte, die auf Pump gebaut wurden, schon wieder kaputt sind, bis die Menschen, mit deren Arbeitsleistungen sie geschaffen wurde, sie nutzen könnten: Das Altersheim, vom Geld des Urenkels errichtet, wird längst nur noch eine Ruine sein, bis er eventuell da einziehen möchte. Noch perfider wird es, wenn unverantwortliche Schuldenmacher zur Verschleierung von Problemen, die gestern hätten gelöst werden müssen, heute Geld ausgeben, das morgen erst noch verdient werden muss. Der Sozialetat steckt voll solcher Stinkbomben.

Wer Nachhaltigkeit ernst nehmen will, müsste den Staat wie eine Plantage betreiben und dazu verpflichten, nicht mehr Geld auszugeben, als ihm zufließt. Steuereinnahmen müssten genauso betrachtet werden wie das Wachstum der Bäume im Wald. Und wenn mal in einem Jahr nicht so viel nachwächst, dann muss man sich halt in Bescheidenheit üben.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

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