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Ideen-Verbot

Liebe Freunde und Bekannte,

die Vereinten Nationen wurden vor vielen Jahren gegründet, um das Zusammenleben der Völker und Menschen zu gestalten und bestimmte Fehlentwicklungen zu verhindern oder doch zumindest abzumildern. Eine Grundidee war die Meinungsfreiheit des Menschen, wie dies auch in der Menschenrechts-Charta niedergelegt wurde. Das war eindeutig ein Erfolg der westlichen, demokratischen Gesellschaften. Aber nichts währt ewig ...

Den Gegner mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen, gilt gemeinhin als sehr schlau. Im Menschenrechtsrat der UN hat die Organisation der Islamischen Konferenz nun vorgeführt, wie man Demokratie auch gegen Demokraten einsetzen kann. Zur Abstimmung stand ein Text, der die „Diffamierung des Islam und anderer Religionen" (man beachte die Wortwahl!) unter Strafe stellen will, um so Religionen vor Hass und Verunglimpfung zu schützen. Was an sich zunächst sehr nobel klingt. Allerdings wurde im Verlauf des Verfahrens ein Entwurf der EU abgeschmettert, der den Schutz der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit als Grundlage einer demokratischen Gesellschaft festschreiben wollte. Die Ägypter forderten ein „Verbot aller Ideen, die auf einer Überlegenheit ... oder religiöser Diskriminierung beruhen". Und setzten sich damit durch.

Interessant auch, welche Staaten sich für diesen Artenschutz der Religion begeistern konnten und dem entsprechenden Vorschlag zu einer Mehrheit verhalfen: Russland, China, Kuba! Allesamt bekannt für ihren liebevollen Umgang mit Menschen, die eine freie und ungehinderte Religionsausübung anstreben. Auch dann, wenn sie nur zu ihrem Gott beten und keine andere Religion beleidigen wollen.

In der UNO und ihren Unterorganisationen hatten die westlichen Demokratien jahrzehntelang weitgehend freie Bahn, wenn es darum ging, ihre säkularen Wertvorstellungen in Resolutionen umzusetzen. Im praktischen Alltag spielte das alles kaum eine Rolle: In Zeiten des Kalten Kriegs war die Einschlagskraft des Moralischen oder moralisierender Ideen verglichen mit Raketen und Bomben eher nachrangig. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben aber die Machthaber, die früher nur darauf vertrauten, sich als Verbündete einer Großmacht anzubiedern, erkannt, dass auch Papiere Waffen sein können.

Im Kulturkampf zählen Filme, Bücher und Karikaturen eben mehr als Gewehre. Wer die Meinungsfreiheit einschränken will, weil sie den eigenen Untertanen vermeintlich nicht gut bekommt, der muss ein höherrangiges „Menschenrecht" erfinden, dem sich unzensiertes Geschwätz unterzuordnen hat. Was wäre da besser geeignet als die Religion mit ihrem Bezug auf den Glauben an ein höheres, dem Menschen übergeordnetes Wesen? Gott kann man zwar nicht beleidigen, er steht da drüber. Aber seine irdischen Vertreter sind meist weniger langmütig, wenn sie sich in einer Opferrolle sehen. Sie vertrauen auch nicht auf die ewige Gerechtigkeit im Jenseits, sie wollen stets hier und sofort Sanktionen gegen Leugner, Ketzer und Freidenker.

Bleibt noch zu klären, wie die UNO eines Tages die Diffamierung der Religionen zu verhindern gedenkt? Angemessen und typisch wäre die Schaffung einer UN-Unterorganisation. Analog zum UN-HCR könnte man ja UN-INQ gründen, womöglich mit Mahmud Ahmadinedschad als erstem Vorsitzenden des Tribunals.  Da werden dann bestimmt ein paar hochbezahlte Jobs für Inquisi... nein Religions-Controller entstehen.

Einen schönen Sonntag (mit erfreulichen Ideen) wünscht Ihnen/Euch
Michael Bross aus Sindlingen

  • Erstellt am .