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Besser pleite als Volkseigen

Liebe Freunde und Bekannte,

die Autoindustrie – noch vor Monaten Ruhm und Stolz der deutschen Nation – ist zum Sanierungsfall geworden. Kein Tag vergeht ohne neue Hiobs-Botschaften aus den Konzernzentralen oder wohlmeinende Vorschläge zur Abwendung des Untergangs. Allerdings – bei manchen Ideen muss man schon sagen:

Der Autohersteller Opel soll verstaatlicht werden. Das ist die neuste Idee der hessischen Linken, vorgetragen von ihrem Spitzenkandidaten zur Landtagswahl. Willi van Ooyen forderte, nicht nur „das Bankengeschäft, sondern auch die Schlüsselindustrien in demokratische Kontrolle" zu überführen.

Wie stellt er sich das demokratisch praktisch vor? Bei den Gewinnen – wenn es denn nach der Verstaatlichung noch welche gibt – ist das noch einfach: Sie werden nach Wiesbaden überwiesen. Da kann sich dann die Regierung ganz demokratisch drüber streiten, welches Ressort das Geld für welchen Unfug ausgeben darf. Aber über die PS-Zahlen der Kfz-Motoren entscheidet zukünftig allein der hessische Umweltminister. Die Innenausstattung der verschiedenen Automodelle – diskutiert darüber nun der Innen- oder der Verkehrsausschuss? Und neue Autofarben dürfen erst auf den Markt, wenn sie vom Parlament in dritter Lesung beschlossen wurden! Kommen da auch mal die kleineren Parteien – grün, gelb, blau – zum Zuge? Oder gibt es in Zukunft nur noch schwarze und rote Pkw? Und welche Quotenfarben sind erlaubt für gesellschaftliche Randgruppen?

Demokratische Kontrolle klingt gut, würde aber in der Realität wohl eher auf bürokratische Kontrolle hinauslaufen. Wie das ausgeht, haben wir als Feldversuch „Zentralverwaltungswirtschaft" im Osten Deutschlands studieren können.

Zugegeben: Opel plagt ein Design-Problem, und viele andere Autohersteller haben zur Zeit einfach pfiffigere Chaissen im Angebot. Aber verglichen mit Trabbi und Co sind auch Vectras oder Corsas technisch um Lichtjahre voraus und in der Gestaltung farbig bunt. Was gewiss nicht das Verdienst des Staates ist. Oder glaubt irgendjemand, dass ein Ministerialdirigent im Wirtschaftsministerium wirklich besser weiß, wie ein Auto aussehen und funktionieren muss als die Ingenieure von Opel?

Was immer man einem Autokonzern wünschen mag, dem verstaatlichten Siechtum wäre allemal der rasche Konkurs vorzuziehen. Es gibt nämlich immer ein Leben nach der Pleite ...

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen/Euch
Michael Bross aus Sindlingen

 

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