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Zu Ostern 2011

Ostern ist ja bekanntlich das Fest der Fundstücke. Und deshalb habe ich heute ein paar intellektuelle – so bilde ich mir zumindest ein – Ostereier zusammengesucht.

Zu Ostern

Über die Freiheit des Christenmenschen schrieb Martin Luther. Er lehnte die Bevormundung durch die Amtskirche ab. Nicht mehr die Institution sollte interpretieren und entscheiden, was Gott für jeden einzelnen Menschen als Lebensplan vorgesehen hat. Stattdessen sollte ein jeder selbst mit seinem Schöpfer unmittelbar Zwiesprache halten, wenn es um das Heil der unsterblichen Seele ging. Und das war wichtig. Nichts war für die Sterblichen zu jener Zeit bedeutender als das Leben nach dem Tode.

Heute geht es bei Freiheit meist nur noch um eine möglichst große Zahl von Optionen, mit der Chance, für sich selbst das Beste, Einfachste, Schönste zu erreichen. Manch einer ist von der schieren Zahl der Wahlmöglichkeiten überfordert. das ist aber noch kein hinreichender Grund nun nach einer Institution zu rufen, die eine Vorauswahl möglicher Optionen und Freiheiten trifft. Alle Gesinnungsdiktaturen der Geschichte begannen mit hilfreichen Ratgebern, die den Menschen eine Wegleitung durch den Dschungel allzu vieler unübersichtlicher Alternativen geben wollten. Und ganz schnell mutierten die freundlichen Pfadfinder zum Herrn und Meister, zum Guru, zum Diktator. Bevormundung beginnt schon beim Essen und Trinken, bei den einfachsten Lebensgewohnheiten.

Da kann ich nur sagen: Wenn ich mich um mein Seelenheil selbst kümmern darf, dann brauche ich beim leiblichen Wohl bestimmt keine unerbetenen Ratschläge. So viel Freiheit muss schon sein.

Die Pickel von Frau Petkovic

Die Top-Nachricht im Frühstücksradio am 20. April waren die Pickel im Gesicht der Tennis-Spielerin Andrea Petkovic. Im Interview sagte sie, sie sehe „Scheiße aus". So ganz persönlich gesehen kann man das mittwochmorgens um viertel vor sieben, im Stau auf dem Weg zur Arbeit ja nachvollziehen. Wenn ich mich bei der nächsten roten Ampel so um etwa 30 Minuten zurückversetze, mich daran erinnere, wie ich zuhause vor dem Spiegel im Bad stand, die rechte Gesichtshälfte mit klebrig-weißem Rasierschaum verschmiert, die linke blutig verschrammt von den fünf Messern für die sanfteste Rasur, die je den Mann quälte – ja, da fühlt man sich Scheiße. Aber gehört das ins Radio? Die einzige Erklärung, die mir da einfällt: 6:45 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit; die Bundesmutti Angela hat noch nichts verlauten lassen, und irgendwie muss der Sender die Sendezeit zwischen den Pausenzeichen, die sich als Nachrichten aufspielen, ja ausfüllen. Wenn es keine Werbeblöcke gibt, bleiben nur Menschliches und allzu Menschliches. Oder eben die Pickel spätpubertierender Tennisspielerinnen.

Eine schöne Woche nach Ostern wünscht Ihnen/Euch
Michael Bross aus Sindlingen

 

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