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Warum soll ich für Griechenland zahlen?

Vor über 20 Jahren war ich mal in Griechenland, auf dem Peloponnes. Die Reise war staubtrocken, die Landschaft grau-braun mit Farbtupfern in fröhlichem Oliv. Die Altertümer – zu deren Besichtigung zwecks intellektueller Aufrüstung man mich in diese Weltgegend verfrachtet hatte – waren in erbärmlichen Zustand. Als bester Indikator für die Nähe einer Ortschaft erwiesen sich nicht Straßenschilder (die ich in Ermangelung ausreichender Kenntnisse griechischer Buchstaben im Vorbeifahren ohnehin nicht zu dechiffrieren im Stand war), sondern die Anzahl der Plastikflaschen im Straßengraben oder die ölig-schwarze Rauchfahne einer vor sich hin schwelenden Müllkippe.

Auch unter Romantik-Aspekten ließ die Reise zu wünschen übrig: Ein Abendessen auf schäbigen Plastikstühlen, serviert auf einer Tischplatte aus Resopal-Verschnitt, verzehrt im Lichte heimelig strahlender Neonleuchten zum Klange einer diffusen Ton-Mischung aus quäkendem Radio, Straßenlärm und Geschimpfe der Servicekräfte. Die perfekte Mischung für einen Flirt fühlt sich irgendwie anders an. Sei's drum.

Wir haben alles bezahlt: Das lauwarme Essen, die Hotels und selbst die horrenden Eintrittspreise zu den herum liegenden Steinen abgewrackter Tempel. Und das Mietauto haben wir allen Schlaglöchern zum Trotz in passablem Zustand am Flughafen Athen zurückgegeben. Ich kann mit Fug und Recht behaupten: Ich bin den Griechen nichts mehr schuldig!

 

Vor über 20 Jahren war ich mal in Griechenland, auf dem Peloponnes. Die Reise war staubtrocken, die Landschaft grau-braun mit Farbtupfern in fröhlichem Oliv. Die Altertümer – zu deren Besichtigung zwecks intellektueller Aufrüstung man mich in diese Weltgegend verfrachtet hatte – waren in erbärmlichen Zustand. Als bester Indikator für die Nähe einer Ortschaft erwiesen sich nicht Straßenschilder (die ich in Ermangelung ausreichender Kenntnisse griechischer Buchstaben im Vorbeifahren ohnehin nicht zu dechiffrieren im Stand war), sondern die Anzahl der Plastikflaschen im Straßengraben oder die ölig-schwarze Rauchfahne einer vor sich hin schwelenden Müllkippe.

Auch unter Romantik-Aspekten ließ die Reise zu wünschen übrig: Ein Abendessen auf schäbigen Plastikstühlen, serviert auf einer Tischplatte aus Resopal-Verschnitt, verzehrt im Lichte heimelig strahlender Neonleuchten zum Klange einer diffusen Ton-Mischung aus quäkendem Radio, Straßenlärm und Geschimpfe der Servicekräfte. Die perfekte Mischung für einen Flirt fühlt sich irgendwie anders an. Sei's drum.

Wir haben alles bezahlt: Das lauwarme Essen, die Hotels und selbst die horrenden Eintrittspreise zu den herum liegenden Steinen abgewrackter Tempel. Und das Mietauto haben wir allen Schlaglöchern zum Trotz in passablem Zustand am Flughafen Athen zurückgegeben. Ich kann mit Fug und Recht behaupten: Ich bin den Griechen nichts mehr schuldig! Warum soll ich jetzt für Griechenland zahlen?

Unser Finanzminister – und das sage ich sehr, sehr ungerne – kämpft für eine gute Idee: Die privaten Gläubiger müssen an der Rettung Griechenlands beteiligt werden. Banken und andere Kreditunternehmen sollten mal ein bisschen unternehmerisches Risiko fühlen dürfen. Statt sich zurückzulehnen und erneut den Steuerzahler in Europa zu schröpfen, sollen sie nun auch einen substantiellen Beitrag zur Sanierung leisten. Das finde ich mehr als angemessen.

Die Griechen sind pleite, eröffnete man uns vor einigen Monaten. Welch eine Überraschung! Die Statistiker in Athen haben gemogelt und sich so in die Euro-Zone hinein geschummelt. Und keiner hat's gemerkt? Alle griechischen Regierungen haben Misswirtschaft betrieben und Geld ausgegeben, das sie gar nicht hatten. Wie konnten sie nur!

Und weil das so ist, wird nun ein Rettungsschirm nach dem anderen ausgebreitet, um den Menschen im Olivenstaat an der Ägäis den Totalabsturz abzufedern. Das ist gut gemeint, aber irgendwann werden sie unten ankommen müssen, die Griechen, auf dem Boden der Tatsachen. Und wahrscheinlich wird es eine Bauchlandung.

An dem Kissen, dass wir da ausbreiten, müssen auch die Banken finanziell beteiligt sein. Die hätten es am ehesten wissen können, dass etwas faul war im Staate Griechenland. Wozu haben die Kreditprüfer? Gibt es kein Controlling? Welchen Zweck haben Rating-Agenturen, wenn aus deren Empfehlungen – oder auch Warnungen – keine Konsequenzen gezogen werden? Warum soll der normale Steuerzahler, der am wenigsten Ahnung davon hatte, wie schlecht es um das Entwicklungsland Griechenland bestellt ist, nun für die Leichtfertigkeit der Finanzakrobaten zahlen? Lastenteilung sieht irgendwie anders aus.

Einen schuldenfreien Sonntag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

  • Erstellt am .