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Oasen als feindliche Standorte

Wer einmal Urlaub in Ägypten oder einem anderen nordafrikanischen Land gemacht hat, der kennt sicherlich die Erfahrung der Wüsten-Tour. Man zockelt ewig lange durch die sandige oder steinige Einöde, und dann plötzlich ist sie da: eine Oase. Frisch, grün, lebensfreundlich. Und außerdem steht da immer auch ein Gasthaus, in dem der Tourist eine leckere Erfrischung in Form eines kühlen Getränks zu sich nehmen kann. Oasen sind schön, sie sind lebensrettend und lebensspendend, und sie sind ein willkommener Kontrast in einer kargen Wüste.
Wolfgang Schäuble dagegen hasst Oasen, zu mindestens, wenn es Steuer-Oasen sind. Die möchte er austrocknen. Steueroasen stören seine Vorstellung von der perfekten deutschen Welt. Ein Welt, in der die Untertanen emsig schaffen und wuseln und das Produkt ihrer mit händeringender Werktätigkeit verbrachten Lebenszeit – ihr Einkommen – klaglos und perfekt überwacht zu seiner Disposition abgeben. Damit die Obrigkeit es sodann hoheitsvoll nach eigenem Gutdünken an den die Leibeigenen zurück verteilen kann.

Bei so einem Modell des perfekten Kreislaufes stören natürlich Rettungsoasen, die eine Alternative böten, ganz gewaltig. Also muss man Oasen austrocknen. Sümpfe übrigens auch.
Was bleibt, ist eine gleichförmige, genormte Einheitslandschaft. Man kann das Wüste nennen oder auch Kultursteppe. Jedenfalls ist es im vorliegenden Falle das Resultat der Einfallslosigkeit (oder umgekehrt eben des besonderen, fleißigen Einfallsreichtums) von Finanzbürokraten. Und der Minister Schäuble macht sich zu ihrem Sprecher.
Da kann man nur sagen: Willkommen in der Wüste. Wir sollten uns schon mal dran gewöhnen. Denn Luxemburg „knickt ein" – so stand es heute Morgen in der Sonntagszeitung – und widersetzt sich nicht mehr dem automatisierten Informationsaustausch zwischen den Steuerbehörden. In der Wüste hat man übrigens eine sehr weite Rundumsicht, die gute und tiefe Einblicke gewährt. Das führt zu der Frage: Welche Daten werden wohl als nächstes zwischen den leviathanischen Großrechnern der Behörden in EU-Land ausgetauscht werden?
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

 

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