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Wie es Euch gefällt

Nein, ich rede nicht von Shakespeare und seiner allzu menschlichen Komödie. Ich spreche von der Rentenversicherung und anderen glorreichen Ideen, die in Deutschland von der fast beliebigen Wandelbarkeit politischer Ideengeber zeugen.


Da diskutieren wir zunächst die Rente mit 63. Es mag ja sein, dass der ein oder andere, der sein Leben lang schwer gearbeitet hat, nach 45 Malocher-Jahren am Ende ist und eine Rente braucht. Im gleichen Atemzug fabulieren wir jedoch auch über die Rente mit 70. Denn wir brauchen ja ganz viele erfahrene Mitarbeiter, um die Firmen und überhaupt dieses Land am laufen zu halten. Sonst droht (mal wieder) der Untergang des Abendlandes. So richtig logisch erscheint einem das alles nicht. Es sei denn man nimmt mal an, dass beides richtig ist. Dann erhebt sich bloß die Frage, warum man die Entscheidung über den Renteneintritt nicht den Menschen selbst überlässt. Mit den entsprechenden Konsequenzen natürlich.
Den Vogel abgeschossen hat aber die Diskussion über eine Führerscheinprüfung für ältere Fahrer. Älterer Fahrer – so die neusten Erkenntnisse – verursachen mehr Unfälle als jüngere. Zumindest sind die Unfälle älterer Fahrer meistens spektakulärer. Wenn denke hier nur an das entsetzliche Ereignis anlässlich einer Geburtstagsfeier der niederländischen Königin Beatrix. Damals war ein alter Mann in eine Gruppe von Feiernden hineingefahren und hatte mehrere Menschen getötet und verletzt. Verglichen damit sind die Unfälle junger Fahrer, die sonntags nachts auf dem Rückweg von der Disco in ihr Heimatdorf tödlich verunglücken, eher unspektakulär, weil schon traurige Routine. Der Witz an der Meldung war allerdings, dass es bei den „älteren Fahrern" nicht um die 85-jährigen ging, sondern um alle über 50.
Und da muss man schon mal herzhaft lachen. Auf der einen Seite sollen wir bis 67 oder bis 70 arbeiten – da sind wir dann fit genug. Auf der anderen Seite sollen wir mit 50 jedes Jahr beweisen, dass wir noch Auto fahren können. Der Vorschlag kam ja wahrscheinlich vom Verband der Fahrschullehrer in Deutschland, denen wegen der abnehmenden Zahl junger Leute die Kunden wegzubrechen drohen.
Aber ein schaler Geschmack bleibt da schon: Jeder definiert das Alter und wie man damit umgehen sollte, wie es ihm gerade in den Kram passt.

 

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