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Liberalität soll mehr sein

Liberalität soll mehr sein als die Freiheit, möglichst ungestört viel Geld verdienen zu können. Aber was genau? Mehr zu dem Thema ...

von Michael Bross

Liberalität soll mehr sein als die Freiheit, möglichst ungestört viel Geld verdienen zu können. Steuern und Abgaben sind natürlich eine Einschränkung der persönlichen Freiheit des Einzelnen, schon deshalb, weil er dazu gezwungen wird, sich an Dingen (zumindest finanziell) zu beteiligen, die er im Zweifelsfall nicht haben will.

Liberalität sollte den Bürgersinn fördern, die Menschen dazu ermutigen, neue Wege zu gehen, sich selbst zu helfen, mit anderen gemeinsam auf freiwilliger Basis Selbsthilfe zu organisieren. Freiheitlich und liberal zu sein, meint eine Geisteshaltung gegenüber den Ideen und Wünschen seiner Mitmenschen und nicht in erster Linie die Gewinnmaximierung des eigenen Tuns. Ideen zu generieren, Auswege zu zeigen, die Menschen eben nicht partout an die gängigen Vorstellungen anpassen zu wollen, sie nicht in ein Korsett zu zwingen, sondern Freiräume zu denken und zu eröffnen - das ist wahre Liberalität.

Private Lösungen - in Form von Selbsthilfe und Eigeninitiative und im Gegensatz zu staatlich-bürokratischen Regulierungen - müssen auch nicht immer und zu allererst gewinnorientierte Lösungen sein, solange sie ihren Zweck erfüllen und nicht von Unbeteiligten subventioniert werden müssen. Verlogen werden solche sogenannten „neuen Lösungen" doch nur, wenn sie von einer Mehrheit, die im Zweifelsfall davon nicht profitiert, mitbezahlt werden müssen, um zu funktionieren.

Liberalität meint eben nicht, dass es erfolglosen Randgruppen des Wirtschaftslebens ermöglicht werden soll, ihre dubiosen oder für die Allgemeinheit uninteressanten Projekte, die am ordentlichen Markt keine Chance hätten oder schon durchgefallen sind, auf Kosten des Steuerzahlers mit Subventionen umzusetzen. Liberalität kann nicht die Vermeidung jeglichen Erfolgsdrucks sein. „Freiheit" darf auch in diesem Kontext nicht den Wegfall des Nachweises von Sinnhaftigkeit eines Projektes bedeuten. Solche Subventionsempfänger wären dann nämlich frei davon, sich für ihr Tun gegenüber denen zu rechtfertigen, die von Staats wegen gezwungen werden zu bezahlen. Sie müssten sich nicht der Kritik des Marktes stellen.

Das Wundervolle an einem Markt ist doch, dass der Einzelne nicht nur (im Rahmen seiner Möglichkeiten) alles kaufen kann, sondern dass er ebenso einfach alles, was er nicht haben will, mit Missachtung strafen darf. Wem ein Angebot gemacht wird, der muss auch die Freiheit haben, es auszuschlagen. Sonst ist das kein Angebot, sondern eine Pflichtveranstaltung.

Eine nicht minder dramatische Einschränkung der individuellen Freiheit ist aber in dem ständigen Umerziehungsdruck und der stetig fortschreitenden Einschränkung der Bürgerrechte zu sehen. Überwachung, Ausspähung und ausufernde Kontrollen fast aller Lebensbereiche führen ebenfalls zu einem Verlust an Entfaltungsmöglichkeiten und Freiheit.

Dauerndes Schielen auf vermeintlich politische Korrektheit bedeutet den Niedergang des Unkonventionellen und damit der Kreativität, die ein Land wie Deutschland braucht, um im 21. Jahrhundert zu bestehen. Gesellschaftliche Herausforderungen löst man nicht, wenn man immer mit dem (Haupt-) Strom schwimmt, sondern nur, wenn auch vermeintlich verrückte Ideen und Visionen eine Chance bekommen.

Liberalität darf aber auch nicht herzlos und uninspiriert daher kommen. Man muss bei den Menschen, die liberale Ideen vortragen, das Herzblut spüren und das Engagement für die Sache erleben können. Beim Thema Bürgerrechte darf es nicht bei inhaltlich brillanten, aber technokratischen Resolutionen bleiben, da muss Asylanten und von Abschiebung Bedrohten aktiv und persönlich geholfen werden. Unrecht muss auch dann angeprangert werden, wenn es von Behörden als formalistisch-legal gelöst gilt. Ein bisschen - zumindest intellektuell-gedanklicher - ziviler Ungehorsam gehört schon zur liberalen Geisteshaltung. Engagement im Kleinen und Zivilcourage vor Ort - das sind die Bausteine für einen langfristigen Erfolg der liberalen Idee und ein gutes Image der Liberalen.

Copyright Michael Bross 2008 

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